Pilotprojekt „Schulwochen neu denken“

Schülerinnen und Lehrer entlasten:  Stundentafel über ganzes Jahr verteilen

Mit einer Motion fordert die FDP Aargau den Regierungsrat auf, aufzuzeigen, wie das Schuljahr neu strukturiert werden könnte, um die Unterrichtsstunden gemäss Stundentafel besser über das ganze Jahr zu verteilen und dadurch die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrpersonen zu entlasten, das Lernen zu fördern, die Zahl der unterrichtsfreien Wochen zu reduzieren und den vorhandenen Schulraum besser auszunützen.

Ausgangslage

Seit Generationen besteht das Schuljahr aus rund 39 Unterrichtswochen und 13 Ferienwochen. Die Anzahl und Verteilung der Ferienwochen sind historisch gewachsen und orientierten sich ursprünglich am Bedarf der Landwirtschaft. Seither hat sich doch einiges geändert.

Im Unterschied zu früher müssen Kinder und Jugendliche heute kaum mehr im elterlichen Betrieb mithelfen. Es ist positiv, wenn Kinder ein Musikinstrument erlernen, einer sportlichen Aktivität nachgehen und Kontakte mit Gleichaltrigen pflegen. Gleichzeitig sollen sie aber auch Hausaufgaben erledigen, Lernstoff repetieren und sich auf Prüfungen vorbereiten. Das führt mitunter zu einer sehr hohen Belastung. Ausserdem weiss man heute, dass gerade in der Pubertät aufgrund der Entwicklung bei den Jugendlichen die Aufnahmefähigkeit am frühen Morgen sinkt und ein späterer Unterrichtsbesuch mehr brächte. Allerdings lässt sich der Schultag nicht einfach auf später verschieben, weil in der Regel am späteren Nachmittag die Musiklektionen etc. anfangen.

In den letzten Jahren sind neue Schulfächer eingeführt worden. Das führt dazu, dass etwa auf der Oberstufe die Schülerinnen und Schüler pro Woche über 14 unterschiedliche Fächer besuchen. Viele Fächer sind nur mit einer Lektion dotiert und es ist jeweils eine grosse Herausforderung sicherzustellen, dass die Schülerinnen und Schüler nach einer Woche noch wissen, was in der letzten Stunde behandelt worden ist. Während einzelne Fächer sinnvollerweise regelmässig unterrichtet werden, gibt es andere, die besser blockweise unterrichtet werden. Das ist aber mit den bestehenden Stundenplänen kaum möglich, da sie sich an den Wochenlektionen zu orientieren haben und die Lehrpersonen auf der Basis von Wochenlektionen angestellt sind.

Vorschlag der FDP Aargau

Würden nun die bestehenden Pflichtlektionen auf mehr Schulwochen verteilt, so sänke die wöchentliche Belastung. Gleichzeitig reduzieren sich auch die unterrichtsfreien Wochen, was den berufstätigen Eltern entgegenkommen würde. Während Eltern in der Regel vier bis fünf Wochen Ferien haben, haben die Kinder und Jugendlichen während 13 Wochen Schulferien. Man versucht aktuell, die Kinder und Jugendlichen während der Schulzeit rund um die Uhr zu betreuen, dass sie aber während der Schulferien teilweise sich selbst überlassen werden, weil die Eltern arbeiten müssen, spielt dann keine Rolle.

Eine Reduktion der wöchentlichen Lektionenzahl und eine bessere Verteilung über das ganze Jahr würde auch die Lehrpersonen entlasten und könnte einige dazu bringen, ihr Pensum zu erhöhen. Wer heute in einem vollen Pensum unterrichtet, hat pro Woche weit mehr 42 Stunden Arbeit. Die Unterrichtslektionen gilt es vor- und nachzubereiten. Prüfungen sind zu schreiben und zu korrigieren. Lernfortschritte der Schülerinnen und Schüler sind zu dokumentieren und Gespräche mit Eltern, Fachleuten sowie Lernenden sind abzuhalten. Viele dieser Arbeiten lassen sich nur sehr schlecht in die unterrichtsfreie Zeit während der Schulferien verschieben, weil sie selten weit im Voraus geplant werden können. Das ist mit ein Grund, weshalb viele Lehrpersonen ihr Pensum reduziert haben und wir einen Fachkräftemangel haben. Gerade wenn sie noch eigene Kinder haben, brauchen sie die Schulferien für die Betreuung der eigenen Kinder.

Viele Gemeinden beschäftigen sich aktuell mit der Frage der Einführung einer Tagesschule. Es ist deshalb der richtige Zeitpunkt, um für ein Pilotprojekt die rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Erfahrungen mit einem neu strukturierten Schuljahr gesammelt und allfällige Vorbehalte abgebaut werden können. Die Motion ist bewusst offen gehalten, was die Umsetzung angeht, da es viele Lösungsmöglichkeiten gibt.

Hier geht es zur Motion:
https://www.ag.ch/grossrat/grweb/de/195/Detail%20Gesch%C3%A4ft?ProzId=6037625